In seiner Habilitationsschrift 'Akt und Sein' (1931) erörtert Dietrich Bonhoeffer im Dialog mit zeitgenössischen Positionen die Bedeutung von Transzendentalphilosophie und Ontologie für die systematische Theologie. Unter Einbeziehung von 'Sanctorum Communio' und anderen frühen Schriften Bonhoeffers rekonstruiert Christiane Tietz-Steiding die vernunftkritische Erkenntnistheorie, die als origineller Beitrag dieses Bonhoefferschen Frühwerks gelten kann. Dabei wird die zentrale Überzeugung des jungen Bonhoeffer deutlich: Nicht die Selbstverkrümmung der ratio in der Philosophie kann dem Menschen ein angemessenes Selbstverständnis eröffnen, sondern nur ein der Offenbarung zugewandter Glaube, in dem die Verkrümmtheit der menschlichen Vernunft aufgebrochen wird. Indem der Mensch sein Sein im Akt des Glaubens versteht, kommt er zu sich selbst. Christiane Tietz-Steiding zeigt - im Unterschied zur bisherigen, allzuoft glättenden Bonhoeffer-Interpretation - Brüche und Unstimmigkeiten in Bonhoeffer